Das werte Befinden. „Wie ist dein wertes Befinden?” fragt man ja heute nicht mehr. Die Frage lautet heutzutage: „Wie geht’s?” Und meine Antwort auf diese Frage setzt sich meist aus diesen beiden Wörtern zusammen: „Ganz gut.” Was ja eher bedeutet, dass es mir nicht ganz so gut geht. Also das Wörtchen „ganz” hat in diesem Zusammenhang eher eine negative Bedeutung. Im allgemeinen – nicht nur, was mich angeht.
Wenn ich also sage, dass es mir ganz gut geht, bedeutet dies, dass es mir in Wirklichkeit nicht so gut geht. Irgendwie paradox. Schließlich sagt man ja auch „Das war ganz toll!” In diesem Fall hat das Wörtchen „ganz” eine positive Bedeutung. Hm, schon irgendwie verquer.
Was sagst du, wenn man dich fragt, wie es dir geht? Und es dir in dem Moment nicht wirklich gut geht? Antwortest du dann auch mit „Ganz gut.”? Weil du nicht mal eben dein Herz ausschütten möchtest? Also ich praktiziere das so seit etlichen Monaten.
Das werte Befinden
Das geht in erster Linie nur mich etwas an. Und wenn mich etwas bedrückt, muss ich das ja nicht jedem, der mich nach meinem Befinden fragt, auf die Nase binden. Das werde ich auch hier jetzt nicht in aller Ausführlichkeit tun. Nur soviel sei gesagt, dass ich mich nach meiner hypomanen Phase des letzten Jahres nun stimmungsmäßig unter der Normallinie befinde – trotz Psychotherapie. Ok, die läuft auch noch nicht so lange. Und bei manchen Dingen kann sie sowieso nicht helfen.
Wie geht’s? – Ganz gut.